Die Hersfelder Eisenbahn-Freunde haben im Oktober 2019 eine sechstägige Exkursion (bei durchweg Regen-freiem Wetter) zur Wassertalbahn in Rumänien organisiert, an der einige Mitglieder teilgenommen haben.

 

Zug der WassertalbahnDie Wassertalbahn ist eine Feldbahn, besser Waldbahn, die zum Abtransport von Holzstämmen aus einem unzugänglichen Waldgebiet errichtet wurde. Vom Sägewerk in Viseu de Sus aus verästelten sich die Strecken in das Haupttal des Flusses Vaser und seine Seitentäler; leider wird nur noch die etwa 46 km lange Stammstecke betrieben, die anderen Streckenäste sind teilweise abgebaut worden. Die Strecke und deren Eisenbahnbetrieb ist in zahlreichen Filmen und Videoclips dokumentiert, u.a. bei „Eisenbahnromantik“. Inzwischen wurde die Bedeutung der Strecke für den Tourismus entdeckt und ein touristisches Angebot für Fahrten in einem Dampflok-geführten Reisezug auf einem Teil der Strecke (ca. 20 km vom Ausgangspunkt entfernt) erstellt. Fahrkarten können über das Internet gekauft werden bzw. es sind Reservierungen per eMail möglich. Angeboten werden Fahrten bis zu einer Zwischenstation auf der Stammstrecke; es gibt weiterhin ein Paket mit Essen und Getränken an dieser Station. An Sommertagen sollen bis zu 1600 Fahrgäste täglich die Bahn nutzen; darunter sind als Ausländer Schweizer und Deutsche stark vertreten. An unserem Reisetag verkehrten zwei Züge, die die Strecke im Abstand von 30 Minuten befuhren und geschätzt insgesamt 300 Fahrgäste beförderten.

DraisineUnserem Zug folgte im Sichtabstand noch eine „Draisine“, das ist ein Kleinbus mit Eisenbahnfahrwerk; bei einer Fahrgeschwindigkeit von etwa 10 km/h ist dies allerdings kein Problem. Die Holztransportzüge mit ihren leeren Loren sind wohl schon früh, vor unserem Zug gefahren; die mit dem Holz beladenen Züge kommen nachmittags und abends zurück.

Zahnradbahn BudapestDie Reisegruppe der Hersfelder Eisenbahn-Freunde ist über Budapest angereist. Dort wurde u.a. die Zahnradbahn und die von Jugendlichen betriebene Pionierbahn besichtigt. Als besonders angenehm empfanden die schon älteren Teilnehmer, daß sie alle öffentlichen Verkehrsmittel, also Bus, O-Bus, Straßenbahn und die tariflich dazu zählende Zahnradbahn sowie die U-Bahn kostenlos benutzen konnten.

Im Schlafwagen ging es nach Teius in Rumänien, von dort mit Nahverkehrszügen nach Viseu de Jos im Zielgebiet. Die Wassertalbahn-Gesellschaft bietet zwar auf dem Gelände der Ausgangsstation Übernachtungsmöglichkeiten in Schlafwagen an; da die Gruppe aber die Nacht zuvor im Schlafwagen übernachtet hatte und dies auch für die Rückfahrt bis Budapest tun wollte, wurde eine Pension vorgezogen. Wirtin und Wirt der Pension „Agnes“ waren sehr hilfsbereit und erfüllten zahlreiche Sonderwünsche wie Abholung vom Bahnhof Viseu de Jos.

Zur touristischen Erschließung der herrlichen Gegend mit ihrem voralpinen Charakter gibt es einige Kritikpunkte:
- Es gibt seit etwa 20 Jahren keinen Bahnanschluß mehr nach Viseu de Sus
- Es gibt nur sehr wenige Wanderwege; allerdings leben im Gebirge gefährliche Bären
Andererseits wird den Fahrgästen der Wassertalbahn ein gutes Gesamtprogramm geboten mit Verpflegung am Zielort der Reise und Infrastruktur wie Toilettenhaus und kleinem Museum.

Im ReisezugwagenDer Fahrzeugbestand ist äußerst interessant:

  • 6 Dampfloks
  • einige große Dieselloks
  • „Draisinen“
  • den „kleinen Russen“-Triebwagen
  • historische Reisezugwagen
  • „Packwagen“, die ebenso den Proviant transportieren wie auch einen Anteil des Brennholzes für die mit Holz und etwas Kohle gefeuerten Dampfloks sowie
  • an die Gegebenheiten der Wassertalbahn angepasste Wagen, die von der Wengeralpbahn (Zulaufstrecke zur Jungfraujochbahn) übernommen wurden. Diese Wagen für eine Spurweite von 80 cm wurden für die 75 cm Spurweite der Wassertalbahn umgespurt und mit Holz-Pallets befeuerten Ofenheizungen versehen.

Die Rückreise erfolgte wieder über Budapest, dann über Prag. Allerdings war dieser Fahrtabschnitt ein „Abenteuer“, da die Schlafwagenplätze für die Rückfahrt nicht von Deutschland aus buchbar waren – zwei sehr erfahrene Reisebüros konnten auch nicht helfen; erst in Budapest waren die Reservierungen zu erhalten.

Was die Reisegruppe der Hersfelder Eisenbahn-Freunde nicht gesehen hat und was sich aber sehr lohnen würde: Eine Fahrt über den weiteren Verlauf der Wassertalbahn ist nach Auskunft der Betreiber mit einer der Draisinen möglich; ggf. könnte auch ein Dampfzug für eine Reisegruppe gechartert werden. Die Fahrt führt dann auch durch die beiden Tunnel; ebenso könnte das Wasserfassen mit einer Dampf-betriebenen Saugpumpe beobachtet werden – und man käme in noch abgelegenere Gegenden. Ein nochmaliger Besuch der Gegend um Viseu de Sus würde sich also anbieten. Kulturell gibt es dort u.a. aus Holz gebaute Kirchen, ähnlich den Stabkirchen.

 

Carsten-Rainer Warninghoff (Bilder und Text)

 

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